2010 Namibia
Afrika, stand immer wieder ganz oben auf unserer Reiseplanung, aber immer haben wir andere Ziele gewählt, wir sind tausende von Meilen durch Nordamerika gefahren, haben uns vier Jahre in Australien herumgetrieben und haben die Süd- und die Nord-Inseln von Neuseeland bereist.
Doch Ende 2009 stand unser Entschluss fest, wir fahren nach Namibia, wir haben geplant, gebucht und sind am 23.April mit Air Namibia nach Windhuk geflogen – wir waren in Afrika, in der Hauptstadt von Namibia.
Unser 4×4 Camper – Ein Disxover X on BoBo
Nach zwei Tagen Stadtaufenthalt zum Warmwerden und unseren ersten Begegnungen mit afrikanischen Essen und den Einheimischen, haben wir den Camper abgeholt, ein Nissan 4,2l 4×4 mit Camper aufbau, 2 Reserveräder, jeder Menge Werkzeug, Abschleppzubehör und 2 Tanks für 170l Diesel. Der Camper entspricht genau unseren Erwartungen, er hat ein riesiges Bett von 2×1,7m und richtige Bettwäsche, die Küchenutensilien reichen für eine 4-Sterne Küche und außerdem gibt es noch ein „PortaPotti“, einen Heizlüfter und eine dicke Wolldecke für kalte Nächte, eine Außendusche, einen
Campingtisch und zwei Stühle und der übliche Kleinkram – aber wenig Platz für unsere Sachen. Also haben wir erst einmal alles überflüssiges Zubehör ausgeräumt und beim Vermieter gelassen und anschließend hatten wir ausreichend Stauraum für unsere zwei Reisetaschen, unsere Klamotten und für die Lebensmittel.
Jetzt erst einmal in die Stadt, Treibstoff und Lebensmittel bunkern. Um etliche Namibia Dollar erleichtert ging es dann endlich auf die Piste, die B1 Richtung Süden. Am Abend haben wir auf der Anib Lodge mitten in der Kalahari unsern ersten Gamedrive und unseren ersten Sundowner erlebt, ein Sonnenuntergang wie im Bilderbuch. Unsere Reise führte uns weiter über die Landesgrenze in den Kalahari Transfrontier Nationalpark wo wir in zwei Tagen Pirschfahrt einen ersten Eindruck von den riesigen Springbock- und Spießbockherden bekommen haben. Wieder zurück über die Grenze haben wir eine Nacht unter Köcherbäumen geschlafen und unsere erste Begegnung mit einer namibischen „Freiluft-Sanitäranlage“ gemacht, auf einer solchen Reise freut man sich halt über die kleinsten Annehmlichkeiten.
Parkwächter
Wir müssen mal wieder Lebensmittel und Treibstoff bunkern, parken in einer Nebenstraße zum Supermarkt und schon werden wir von mehreren Jungen umringt, die alle auf unseren Camper aufpassen wollen. Ein der Jungen trägt so etwas ähnliches wie eine Uniform und macht den Eindruck eines professionellen Parkwächters, die anderen sehen doch eher etwas heruntergekommen aus. Also ist unsere erste Reaktion, dem uniformierten Parkwächter den Job anzubieten und da fragt einer der etwas heruntergekommenen Jungen „warum der, warum ich denn nicht?“ – Ja, warum eigentlich – nur wegen seiner äußeren Erscheinung? Lassen wir uns so leicht von Äußerlichkeiten leiten? Ich sage O.K. ihr könnt beide aufpassen und wer nachher noch da ist, der bekommt einen Dollar. Wir gehen einkaufen, bummeln noch ein Wenig und kommen irgendwann wieder zurück. Der Abgerissene steht da, strahlt uns an und sagt „ich hab auf des Auto aufgepasst, alles noch da“. Der durchgesteilte Parkwächter ist nirgends zu sehen. Wir geben dem Jungen ein Brötchen und er beschwert sich, nein ein Dollar. Ich erkläre ihm, wir wollen noch etwas besorgen und die Stadt besichtigen, er bekommt sein Geld wenn wir zurück kommen. User Parkboy setzt sich auf den Fußweg neben unseren Camper und ißt genüsslich sein Brötchen. Wir machen unsere restlichen Einkäufe und einen kleinen Stadtbummel und als wir wieder zu unserem Camper kommen sitzt unser Parkboy immer noch brav da und hält Wache, er steht auf, erzählt uns, das das Auto noch immer das steht und keiner da dran war und ob er denn nun den Dollar bekommt. Wir geben ihm 5 Dollar, er bedankt sich und geht mit strahlendem Gesicht davon.
Anschließend ging es weiter zum Fisch River Canyon, wo wir herrliche Wanderungen unternommen haben und zwei Tage unter Pavianen gelebt haben. Und dann sind wir eine landschaftlich wirklich wunderschöne Strecke am Orange
entlanggefahren. Unser Campingplatz in Klein Aus Vista war wieder super und natürlich mit Gamedrive und Sundowner,
diesmal exklusiv nur für uns alleine, da keine anderen Touristen gebucht hatten. In Lüderitz haben wir uns die bunten Häuser angesehen und uns geschnitzte Palmnüsse andrehen lassen, die Schwarzen sind ja so lieb und außerdem sprechen die auch noch deutsch, danach haben die alten Häuser auf Kolmnnskuppe besichtigt, Wahnsinn wie die damals schon gelebt haben. Die Fahrt weiter zum Sossusvlei durch das Tirasgebirge war wieder ein landschaftliches Highlight, vor allen die Zwischenübernachtung bei Familie Koch, jeder Stellplatz mit eigenem Waschhaus und WC, aber vom Feinsten. Der Campingplatz im Sossusvlai war enttäuschend, ungepflegt, tiefer Sand bis in die Waschhäuser und Duschen – na ja, halt ein staatlicher Platz. Nach der langweiligen Fahrt zu den Dünen, 60km mit 50 km/h wurden wir dann aber entschädigt, zuerst die letzen 4 km mit Allrad durch den tiefen Sand und anschließend die Dünenbesteigung. Sind doch ganz schön hoch die Dünen, wenn man die anstrengende Besteigung endlich geschafft hat. Am nächsten Tag haben wir uns noch den Canyon angeschaut, aber so wirklich Lust in diesem Graben herumzulaufen hatten wir eigentlich nicht und so sind wir weitergezogen. Nach einer schier endlosen Fahrt durch eine Mondlandschaft sind wir dann irgendwann in Swakopmund angekommen. Der gewählte Campingplatz „zur alten Brücke“ liegt Central und war wieder mit eigenem Waschhaus und WC – super wie im Hotel. Die Stadt Swakopmund ist Toll und hier kann man gut zwei oder drei Tage verweilen.Perfektes Deutsch
Wir bummeln am frühen Abend durch Swakopmund und finden ein sehr schönes Restaurant, die schwere Holztür ist verschlossen, ich rüttel kräftig daran. Einen Augenblick später kommt ein kleiner Schwarzer heraus und ich frage ihn. „the Restaurant is open?“ und er antwortet in perfekten Deutsch „wir öffnen um sechs!“ – Toll.
Wir haben ja noch einiges auf den Zettel und so entschließen wir uns nach zwei Tagen Stadtaufenthalt weiterzuziehen und fahren an der Küste entlang bis Walvis Bay, die Salzpiste ist zwar trocken und recht gut zu fahren, der Nebel und die Luftfeuchtigkeit wollen aber nicht weichen. Also treffen wir kurz eine Entscheidung, streichen die Skelettküste aus unserer Reiseplanung und fahren zur Palmwag Lodge, wo wir mit einem Logen(stell)platz belohnt werden. Für Namibia gut aber für uns leider nicht, es hat sehr viel geregnet und die Tiere kommen nicht an die Wasserlöcher, haben genug Wasser im Hinterland, also Logenplatz mit tollem Sonnenuntergang aber ohne Akteure. Am nächsten Morgen noch eben Treibstoff bunkern und weiter nach Opuwo. Und kurz hinter der Palmwag Lodge laufen uns die ersten Giraffen über den Weg, eine Gruppe von 9 Großen Tieren – Afrika!
Eine fremde Welt
Wir kommen nach Opuwo und fahren als erstes an die Tankstelle um Treibstoff zu bunkern, müssen warten und vor uns läuft ein Film ab. Da stehen Pickups und auf den Ladeflächen sitzen Himbafrauen mit ihren Babys, da steht eine Gruppe Herero Frauen in ihren trachten und den Großen Hüten, Da laufen Himba mit Lendenschurz und Stock und dazwischen bewegen sich europäisch gekleidete schwarze und weiße Touristen – Wahnsinn, diese Gegensätze. Auf dem neben der Tankstelle aufgebauten Wochenmarkt ist dieser Kontrast noch viel intensiver und wir Mittendrin.
Wir erkundigen uns bei der Touristeninformation – ja so etwas gibt es hier wirklich – nach dem Straßenzustand nach Epupa, alles ok, die Pads sind in gutem Zustand. Und in Epupa freuen wir uns nun über den vielen Regen der letzen Monate, die Fälle sind großartig, der Kunene führt sehr viel Wasser und wir erleben die Epupa Fälle in voller Aktivität.
Und noch mehr Gegensätze
Wir Wanden bei den Epupa Fällen, da sitzen Himba Frauen mit ihren Kindern vor ihren Lehmhütten und bieten selbstgemachten Schmuck und Andenken an, daneben steht eine Telefonzelle und 50 Meter weiter steht ein Hubschrauber und dann kommt’s, aus einer dieser Lehmhütten kommt eine Jüngere Himba, komplett durchgesteilt in einem braunen Hosenanzug auf hochhackigen Schuhen – Wahnsinn wie dicht hier die Welten aneinander liegen.
Weil es hier so wunderschön ist, hängen wir noch eine Übernachtung dran und machen noch einige Wanderungen an den Fällen entlang und in das angrenzende Himbadorf, wo wir im „Supermarkt“ zwei Tüten Fruchtbonbons kaufen, die wir gleich vor Ort verteilen.
Wir fahren zurück, doch bevor wir in den Etosha Park fahren wollen wir noch einen Abstecher zu den Ruacana Fällen machen.
Der Weg in die Zivilisation
Wir sehen von weiten eine Ziegenherde und einen Hirten, ein Himbajunge der die Ziegen hütet, barfuß und nur mit dem traditionellen Lendenschurz, in der einen Hand hält er einen Hirtenstab und in der anderen Hand ein Handy mit dem er telefoniert, mitten im Nirgends.
Der Abstecher hat sich gelohnt, auch die Ruacana Fälle sind durch das viele Wasser vom Kunene in voller Aktivität und zeigen sich von ihrer schönsten Seite.
Ja und jetzt kommen wir endlich in den berühmten Etosha Park, schon am ersten Tag sind wir begeistert, Springböcke und Zebras soweit das Auge reicht. Die Zebras stehen zu hunderten auf den Wegen und die Autos stehen dazwischen, oder schleichen durch die Herden. Auch einige Giraffenköpfe und Hälse ragen hier und da über die Bäume. An den folgenden Tagen klappern wir dann ein Wasserloch nach dem anderen ab, aber außer Springböcken, Zebras und Giraffen sehen wir noch kleinere Gruppen Spießböcke, Gnus und einige Warzenschweine.
Elefanten
Unser letzter Abend, wir sind gerade dabei unseren Camper aufzustellen als einige Camper wie verrückt über den Platz bretter – Idioten geht es durch unseren Kopf, da kommt ein Ranger auf einem Fahrrad vorbei und ruft „elephant, elephants follows these cars“. Also alle Camper – einschließlich eines Reisebusses – stürmen in ihre Autos und brettern den andern Autos hinterher. Und wirklich 2 km hinter dem Camp überquert gerade eine Herde von vielleicht 10 Elefanten die Straße. Als wir bremsen und unseren Camper zu stehen bringen geht gerade der letzte Elefant über die Straße und wir können noch ein paar schöne Fotos von der Hinterseite bekommen. Wir sind dann noch über eine Stunde durch den Park geirrt, haben die Elefanten aber nicht mehr gefunden.
Am nächsten Morgen, der Etosha ist einfach zu schön, also entschließen wir uns spontan noch einen Tag dranzuhängen und gehen wieder auf Pirschfahrt, wir klappern einige Wasserlöcher ab und sind gegen Mittag am Wasserloch „Olifantbad“ – aber anscheinend gibt es im Park keine Tiere die Durst haben. Wir wollen gerade den Rückzug antreten,
da kommt ein Elefant aus dem Busch, ganz vorsichtig bewegt er sich auf das Wasserloch und säuft, ein Großer Elefantenbulle. Woh! – was für ein Erlebnis und dann kommt noch einer und noch einer, eine Herde von über 30 Tieren
und sogar ein Junges ist dabei, ein Erlebnis was wir sicher nicht vergessen werden.Unsere Reise geht langsam dem Ende entgegen, wir wollen noch zum Waterberg und dann einige Tage in Groß Barmen entspannen. Das Waterberg Camp ist von Regen ziemlich in Mitleidenschaft gezogen und die Reparaturen lassen auf sich warten, dafür ist der Eintrittspreis mit 45 Euro für eine Übernachtung auf dem neusten Stand. Im Camp selber gibt es einige kurze Wanderwege und einen Weg hinauf zum Plateau, der sich aber als sehr steil erweist. Da wir weder eine hochalpine Ausbildung haben noch Lebensmüde sind, kehren wir lieber um und verlassen unter Protest den Park. Auch das Erholungsbad Groß Barmen erweist sich als Reinfall, gebrannt durch den Waterberg zahlen wir keinen Eintritt und schauen uns den Platz erst einmal an. Eine KATASTROPFE, wir sind die einzigen Gäste, alles schmutzig, vieles kaputt und in das Schwimmbad würden wir nicht einmal unsere Füße halten.
Wir sind diese Nacht dann in Okahandja geblieben und haben uns mit einem Riesen Kudustaek und einer Flasche Rotwein getröstet. Am nächsten Tag haben wir dann versucht im Von Bach Ressort oder im Dean Villon unter zu kommen aber leider ohne Erfolg, das Eine hat geschlossen das Andere wurde gerade renoviert. Also nichts mit Relaxen zum Abschluss und so sind wir noch etwas durch die schöne Natur gefahren.